Montag, 15. September 2014

A Canadian Summer: Trips to Ottawa and Québec


Kanada gehört zu diesen Ländern, die mit ihren Hauptstädten verwirren (siehe auch Australien und Brasilien), denn Hauptstadt ist nicht etwa Vancouver oder Toronto, sondern Ottawa. Mit fast 900.000  Einwohnern ist sie die viertgrößte Stadt Kanadas und liegt zwischen Toronto und Montréal. Bei unserem Tagesausflug wurden wir von mit  deutschen Flaggen gesäumten Straßen begrüßt. Wie sich heraus stellte war ein paar Tage später Angela Merkel zu Besuch und hat mit Premierminister Stephen Harper Elchfleisch gegessen und die Weltwirtschaft diskutiert.

Ach, das wär doch nicht nötig gewesen...

Für einen kurzen Abstecher ging es in die National Gallery of Canada, in der es gerade eine van Gogh Sonderausstellung zu bewundern gab. Vor der Gallery gruselte und beeindruckte uns die zehn Meter hohe Skulptur von Louise Bourgeois mit dem unerwarteten Namen Maman, also Mama auf Französisch. Sie ist eine Hommage an die Mutter der Künstlerin, die als Restauratorin von Tapisserien arbeitete und somit wie Spinnen auch immer wieder Gewebe erneuerte.



 Die Decke in der National Gallery of Canada

Auf dem Parliament Hill habe ich mein erstes Reiterstandbild mit einer historischen Frauenfigur im Sattel gesehen: Queen Elisabeth II, immer noch Staatsoberhaupt von Kanada. Beim Rundgang durch das neugotische Parlamentsgebäude raunt es von allen Seiten: "Looks just like in Harry Potter." Anschließend überraschte uns ein Regenschauer und wir haben den restlichen Nachmittag in einem gemütlichen Irish Pub verbracht.

Parliament of Canada


 Die Parlamentsbibliothek von außen...

 ...und von innen 


Der Sitzungssaal des Senats


Mit Stephanie bin ich außerdem für zwei Tage nach Quebec City gefahren, die hübsche, älteste Stadt Kanadas. Sie liegt gut 200 Kilometer östlich von Montréal am Sankt-Lorenz-Strom und dient der Provinz Québec als Hauptstadt. Ich als alte Skeptikerin musste mich erstmal an den Gedanken gewöhnen, dass das hier alles original alt ist und nicht etwa Disney-mäßig nachgebaut, wie man das ja so gerne macht in Nordamerika.
Am meisten beeindruckt hat mich dann aber doch La Boutique de Noël, in der man das ganze Jahr über Weihnachtsbaumanhänger in allen erdenklichen Formen finden kann - mit Glitzer!


 Das Luxushotel Château Frontenac, erbaut 1893




Pour moi? Mais, merci!

Vraiment formidable!
Nach drei Wochen hieß es schließlich good bye und au revoir Canada,
I'm off to New York City!



(Photos: by Stephanie & me)

Dienstag, 8. Juli 2014

A Canadian Summer: I'm on a Ranch!


Da musste ich nun 26 Jahre alt werden, bis in diesem Sommer der große Kindheitstraum tatsächlich in Erfüllung ging: drei Tage Pferdehof-Ferien!


Und zwar bei Inge, die glaube ich meine Cousine 2. Grades ist, und mit ihrer Familie etwas außerhalb von Montréal wohnt. Nachdem ich jahrelang innerfamilliäre Erwähnung der Ranch gehört hatte, habe ich Inge und besagte Ranch endlich kennengelernt: Hunde, Katzen und natürlich Pferde, oh my!

Am ersten Abend gab es für Stephanie, Jessica, mich und den Rest der Familie ein leckeres Barbecue, natürlich ganz typisch mit corn on the cob, Maiskolben mit Salz und Butter.

 some smitten kitten


 
 
Inge, noch so ein "Pferdemädchen"

Am nächsten Morgen bin ich schon vor dem Frühstück in den Stall gehuscht und habe Heu- und Pferdegeruch eingeatmet. Nach einer Proberunde auf dem Reitplatz ging es später am Tag direkt ins Gelände. Auf Toby schaukelte ich gemütlich durch die Wälder und all mein angelesenes Wissen aus "Bille und Zottel"-Büchern kam plötzlich zurück, so dass ich fest im Westernsattel saß. Wahrscheinlich hätte ein Cowboyhut den authentischen Look perfekt gemacht, aber zur Sicherheit habe ich dann doch einen Helm getragen - bietet sich an, wenn man gerade unversichert durch die Welt reist...

 Toby, der Tobianer





Donnerstag, 3. Juli 2014

A Canadian Summer: Bonjour Montréal!


Mit großen Augen schaue ich die Verkäuferin an und bringe mit kleiner Stimme ein "Can you please speak English?" hervor.

Willkommen in Québec, der französischen Provinz Kanadas, wo -  Überraschung! - alles auf französisch ist. Und das, wo ich doch sowohl in der Schule als auch an der Uni im Französischunterricht völlig versagt habe. Besonders weil die Sprache in Québec so ein bedeutendes politisches Thema ist, komme ich mir ganz schlecht vor, wenn ich in Geschäften und Restaurants immer darum bitten muss, mit mir Englisch zu sprechen.

Zumindest französische Texte kann ich mir noch Schritt für Schritt decodieren und irgendwann traue ich mich dann endlich und  bestelle Essen auf französisch: "Je prend poutine végétarienne, s'il vous plait". Blöd nur, wenn dann eine Rückfrage kommt, die ich nicht verstehe. "In English, please?"

Nach Montréal bringt mich die Familie. Vor zwei Jahren hat sich herausgestellt, dass ich zwei Großcousinen meines Alters in Kanada habe. Und nachdem mich die beiden kurz vor der Abreise nach Australien in Berlin besucht hatten, war es jetzt Zeit für einen Gegenbesuch. Stephanie und Jessica haben sich viel Mühe gegeben, mir ihre charmante Stadt zu zeigen. Es gab viel leckeres Essen, ich bin mit dem Bixi-Leihrad durch die Straßen gedüst und habe die sonnigen und entspannten Tage sehr genossen.

Aussichten vom Mont Royal


 Hôtel de Ville - das Rathaus Montréals in der Altstadt

  Notre-Dame de Montréal
 n

Der Tour de l'Horloge am Sankt-Lorenz-Strom




 Viktorianische Häuser im Stadtviertel Plateau-Mont-Royal
 


       Echt old school oder eher vieille école: die Wäscheleinen in den Hinterhöfen


Poutine! Pommes frites mit Bratensauce und Käse! Ohne Poutine probiert zu haben, darf man Québec glaube ich nicht verlassen. (Aber ich bleib dann doch bei Pommes Schranke...)

Mittwoch, 14. November 2012

A Canadian Summer: Daytrippin' to the Niagara Falls



Es hat mehrere Anläufe gebraucht und für einige Lacher gesorgt, bis ich Niagara Falls ordentlich auf englisch aussprechen konnte.
Versucht es ruhig einmal, ich warte hier so lange.
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Also, man sagt "Neiägra Falls" und zu eben jenen haben wir von Toronto aus einen Tagesausflug gemacht. Ich war anfangs ein bisschen underwhelmed, denn von den Fällen selbst gibt es nicht viel zu sehen, da einfach alles voller Dunst ist, der von unten hoch in den Himmel aufsteigt.

Früher waren die Niagara Fälle ein sehr beliebtes Flitterwochenziel. Wahrscheinlich, weil man sich eine Stunde lang die Wasserfälle anguckt und dann ist nichts mehr zu tun und man darf den Rest der Zeit auf dem Hotelzimmer verbringen. Weil es bei den Touristen so beliebt war, wurden direkt vor Ort mitten ins Grün zahlreiche Hotelhochhäuser gebaut. Hübsch ist was anderes. Und wer ein bisschen abgeschmacktes Las-Vegas-Feeling wünscht, kann auf der Promenade Clifton Hill das Angebot von Casinos, Restaurants, Fahrgeschäften und dem Wachsmuseum wahrnehmen.
 
Die drei individuellen Fälle, welche die Niagara Falls  ausmachen, liegen an der Grenze zwischen den USA und Kanada und die Kanadier sind irre stolz darauf, dass ihrer, der Horseshoe Fall, der größte ist und wir waren natürlich auch auf der kanadischen, also auf der richtigen, Seite. 52 Meter tief hinunter stürzt das Wasser aus dem Niagara River. Es sind einfach unglaubliche Wassermassen, die aus dem 32 Kilometer entfernten Erie Lake angeschwemmt werden.  

Die 750 Meter langen Horseshoe Falls

Es gibt eine ganze Sammlung an kuriosen Geschichten von Leuten, die seit dem 19. Jahrhundert absichtlich oder unabsichtlich die Wasserfälle hinuntergestürzt sind oder sie auf einem Seil überquert haben. Natürlich haben wir eine Bootsfahrt mit der weltberühmten Maid of the Mist mitgemacht und sind dank der blauen Plastikumhänge mehr oder weniger trocken geblieben.
 
Links American Falls und ganz rechts in der Ecke Bridal Veil Falls 

Horseshoe Falls

Maid of the Mist
 
Zu unserer Bustour gehörte ein Abstecher zur kitschig schönen Kleinstadt Niagara-on-the-Lake. Ein Schoko- und Ahornsirupladen neben dem anderen und am Lake Ontario konnte man in der Ferne sogar die Skyline Torontos erspähen.
 
Zum Abschluss gab es ein persönliches Highlight: meine erste Weinprobe! Eine der wertvollen Fertigkeiten, die ich aus Australien mitgenommen habe, ist die Tatsache, dass ich jetzt Wein trinken kann. Bisherige Favoriten wie Wodka und Tequila waren in Sydney einfach unbezahlbar und Bier geht ja mal gar nicht. Also bin ich bei Bedarf auf billigen Wein umgestiegen. Schmecken tut es mir immer noch nicht so recht, aber zumindest kann ich jetzt gesellschaftsfähig trinken. Thanks, Australia!
 
Wir haben auf einem Weingut angehalten, das zum Teil Dan Ackroyd gehört (bekannt aus Filmen wie Blues Brothers und My Girl) und durften drei kanadische Weine testen, einen Riesling und zwei Eisweine. Ja, ich hab auch nicht gewusst, dass man in Kanada Wein anbauen kann, aber man kann anscheinend. Eisweine sind übrigens eine deutsche Erfindung. Die Trauben werden in gefrorenem Zustand gepflückt und verarbeitet, was einen hochkonzentrierten Most ergibt. Deshalb sind sie auch zuckersüße Dessertweine, an denen man eigentlich nur nippen kann (auch wegen des hohen Preises...).
 
Ich hätte nie gedacht, dass ich an einer Weinprobe Spaß haben könnte, aber so war es. In der Sonne rumstehen, sich ein bisschen was über die Weine erzählen lassen (zum Beispiel, dass sie den Namen "20 Bees" tragen, weil sie von 19 Mitarbeitern und einer Chefin, also der queen bee, hergestellt werden) und dann pseudo-klug ins Glas schauen -schon eine feine Sache.

 (Photos: by Natalya & me)

Freitag, 9. November 2012

A Canadian Summer: On the Streets of Toronto

 
But wait, there is more!
 
Anstatt direkt von Australien nach Deutschland zurück zu fliegen, dachte ich mir the more the merrier und bin im August drei Wochen durch Kanada getourt und zum Schluss gab es als cherry on top eine Woche in New York:
 
Der Plan: Vier Wochen Zwischenstopp in Nordamerika

Also starten wir nun mit meiner allerersten Reise nach Kanada, the country of maple syrup, hockey and Justin Bieber.

Super Symbolfoto

Es gab Momente in meinem Jahr in Australien, in denen ich das Gefühl hatte, ich lerne mehr über Kanada als über meinen aktuellen Aufenthaltsort. Das lag daran, dass ich mich mit zwei Kanadierinnen angefreundet hatte. Und mein lieber Bieber, waren die zwei Damen von ihrer Heimat begeistert. Als Beweis konnten beide ein Maple-Leaf-Tattoo vorweisen...
 
Aber während ich bei soviel Patriotismus normalerweise nur mit dem Kopf schütteln kann, man stelle sich vor ein US-Amerikaner oder Deutscher würde die eigene Heimat so anpreisen, kommt es  bei den Kanadiern irgendwie charmant und liebenswert rüber. Ob dieser Enthusiasmus jetzt damit zu tun hat, dass sich die Kanadier  von den USA abgrenzen und ihre eigene Identität bewahren wollen oder es sich heimlich doch um Minderwertigkeitskomplexe handelt, kann sicher diskutiert werden.

Selbstbewusst, much?

Mein erster Eindruck von Kanada widersprach allen Erwartungen, denn der erste Eindruck war: Hitze! Warum wusste ich bisher nicht, wie fantastisch warm und meist sonnig kanadische Sommer sind?! Sofort habe ich angefangen, Pläne zu schmieden, in Zukunft immer in Kanada zu übersommmern. Sollten Juni, Juli und August in Deutschland mal wieder ins Wasser fallen, dann werde ich ab jetzt die bei den Amis beliebte Drohung "I'll move to Canada!" von mir geben. 

Mein erster Stopp hieß Toronto und ich hatte das Glück, dass ich bei der Familie von Natalya, meiner Mitbewohnerin aus Sydney, für ein paar Tage unterkommen konnte. Los ging's mit der Stadterkundung. In Toronto kann man sich sehr schnell orientieren, da die Straßen im Schachbrettmuster angeordnet sind. Sobald man weiß, dass College, Dundas, Queen und King Street von Westen nach Osten verlaufen und Bathurst St, Spadina Ave, University Ave, Yonge und Church Street von Norden nach Süden, kann man sich kaum noch verlaufen.
 
Aber, also eigentlich, so ganz unter uns, habe ich den ganzen ersten Tag im Eaton Centre verbracht - mit Shopping! Nach einem Jahr Abstinenz  haben H&M und ich endlich wieder zueinandergefunden! Es war ein emotionales Wiedersehen! Denn, ich glaube, ich habe es noch nicht erwähnt, aber es gibt australienweit keinen H&M (und auch Amazon hat es noch nicht nach Down Under geschafft). Shopping in Sydney war also stets ziemlich schwierig bzw. ziemlich teuer.

Aber hübsch neu eingekleidet habe ich in den nächsten Tagen doch noch einiges von der Stadt gesehen:

 Torontos Wahrzeichen Nr. 1: der CN-Tower, der zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1976 mit 553,33 Metern das höchste freistehende Bauwerk der Welt war.
 
 Also kommse hoch, könnse rausgucken.
 
 Spaß, gute Laune und ein bisschen gruseln auf dem Glasboden in der CN-Tower Kuppel.
 
 Das alte Rathaus
 
 Das neue Rathaus
 
 In der Art Gallery of Ontario (AGO)
 
 Vorm Royal Ontario Museum (ROM)

 Im Rogers Centre zum Football gucken: Toronto Blue Jays gegen Tampa Bay Rays.

Downtown

Als die schönsten Gegenden empfand ich die Queen Street West mit ihren süßen Shops und Cafés und Kensington Market mit internationaler Küche und Hippie Charme:




 

Erste Eindrücke zu Kanada im Allgemeinen und Toronto im Besonderen:

  • Die Hockey Hall of Fame habe ich mir gespart, dafür reichte mein Sportinteresse einfach nicht aus. Es sei aber erwähnt: Hockey (und damit ist ice hockey gemeint, aber man ist sofort als Nicht-Kanadier geoutet, wenn man es für nötig hält, das ice zu erwähnen) ist eine große Sache. Es gibt Hockey-Musical-Filme und wie bezaubernd ist denn bitte die kanadische fünf Dollar Note:


  • Wie auch in den USA und Australien darf in der Öffentlichkeit kein Alkohol getrunken werden. Also kein Weinchen im Park an einem lauschigen Sommerabend. I was shocked, my dear liberal Canada!
 
  • Maple leafs everywhere!
 
  • Kanada hat vier Jahreszeiten: Winter, Winter, Winter und Bauarbeiten.
 
  • Toronto hat eine Underground City, die aus einem 28 Kilometer langem Netzwerk besteht. Das klingt leider aufregender als es ist, sieht halt aus wie eine Mischung aus Shopping Center und U-Bahn Station.

  • Toronto ist zum Besichtigen für ein paar Tage recht unterhaltsam. Aber es scheint mehr zu den Städten zu gehören, in denen man gut lebt, als zu denen, die man gut besucht. Besonders  aufgrund der liebenswerten Stadtteile, der vielen Radfahrer und Straßenbahnen kann man sich gut vorstellen, sich für eine Weile hier niederzulassen. (Also zumindest bis der lange Winter kommt...)
 
  • Gleichzeitig erinnert Downtown Toronto auch oft an New York, nur im Kleinformat. Kein Wunder also, dass hier aus Kostengründen viele Hollywood-Filme gedreht werden, die in New York  und anderen amerikanischen Großstädten spielen.

So far, pretty good, eh?